Michael Marquardt, Studienrat aus Oberkochen, geboren am 28.02.1981 in Stuttgart.
Studium der Philosophie, Germanistik und Geschichte an der Universität Stuttgart, Lehrer in Heidenheim an der Brenz für die Fächer Ethik, Deutsch, Geschichte,
Gemeinschaftskunde sowie in der gymnasialen Oberstufe Philosophie und Psychologie. Betreiber der Website Forschungsforum Philosophie (Relaunch im Januar 2017), nach der Geburt einer Tochter im selben Monat bislang allerdings etwas stiefmütterlich behandelt (die Website, nicht die Tochter!). Forschungs- bzw. Interessensschwerpunkte: Philosophie des kritischen Rationalismus, Philosophie des Materialismus/Atomismus in Antike und Neuzeit, Verschwörungstheorien.
Verschwörungstheorien aus naturwissenschaftlich-historischer,
psychologischer und philosophischer Sicht
Nach einem Blick auf die Definitionsproblematik stellt der Vortrag die drei grundsätzlichen Perspektiven auf das Thema Verschwörungstheorien dar und versucht schwerpunktmäßig ihre Möglichkeiten und Grenzen (vulgo: Vor- und Nachteile) auszuloten. Davon ausgehend soll letzten Endes auch die Fragen behandelt werden, wie man mit VT am besten umgeht.
Die erste Perspektive ist die naturwissenschaftlich-historische Perspektive. Auch wenn es sich hier um unterschiedliche wissenschaftliche Zweige handelt, so haben sie doch gemeinsam, dass sie sich vor allem mit den (alternativen) Fakten auseinandersetzen. So kann man beispielsweise versuchen, durch eine Versuchsanordnung die Behauptung zu widerlegen, Flugzeugbenzin hätte das Stahlgerüst des WTC nicht ausreichend schwächen können. Das Gleiche Prinzip gilt auch für die Geschichtswissenschaft, die die Genese der Protokolle der Weisen von Zion aufarbeiten und so die mit der Schrift verbundenen Vorwürfe als haltlos und bösartig entlarven kann. Wie Stephen Law besonders anschaulich zeigt, kann man diesen Fakten allerdings jederzeit widersprechen, auch wenn
der Übergang zur Beliebigkeit fließend ist.
Die psychologische Sicht befasst sich mit der Anfälligkeit des Menschen für Fehler bei der (Re-)Konstruktion seiner Realität im Allgemeinen und der Neigung zum
Verschwörungsdenken im Besonderen. Der Zuschreibung von Intentionalität kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu. Ein Zug des psychologischen Ansatzes ist aber auch, dass seine Erkenntnisse nicht zwingend sind, denn die Welt könnte trotz aller Psychologie doch anders sein („just because you’re paranoid, don’t mean there not after you“).
Die Philosophie schließlich stellt einerseits analog zur Pseudowissenschaftsdiskussion die Frage nach den Merkmalen guter und schlechter Theorien, andererseits ist der Umgang mit VT eine Frage, welche auch die Ethik (besonders Kants drei Maximen des gemeinen Menschenverstandes) berührt. Besonders die ethische Perspektive ist bislang in der Auseinandersetzung mit VT noch völlig unterrepräsentiert - diesem Umstand soll besonders Rechnung getragen werden.